Indien





Indien ist immer wieder faszinierend. Aufdringlich, laut und kunterbunt und doch so leise, spirituell und magisch. Große Armut und Müll auf den Straßen sowie Glück, Freude und Gutmütigkeit in den Augen der Menschen und so vieles mehr.
Gerade deshalb stehen hier wahrscheinlich für viele Menschen, wie auch für mich, die zentralen Fragen und Themen des Lebens im Vordergrund.
Es wundert mich nicht, dass ich wieder hier gelandet bin und ich bin mir sicher, es wird nicht das letzte Mal sein.

Das Geld wurde wieder mal knapp und ich versuche so wenig wie möglich auszugeben. Mitte Januar habe ich das Rauchen aufgehört und manchmal ist das dann auch die Legitimation es doch nicht ganz so eng zu sehen. ;) Es macht aber auch gerade noch Spaß zu sparen und so bleibt nach wie vor die Erkenntnis, dass ich meist weniger brauche als ich denke.

Nach Bangalore habe ich mich also nach Hampi  aufgemacht und bin zusammen mit Joseph bei seiner guten Freundin Esther und Amit im kleinen Ort Sanapur untergekommen. 



Die Beiden haben  mich unbekannterweise mit einer herzlichen Selbstverständlichkeit aufgenommen und mit uns ihr Heim geteilt.
Endlich wieder eine Küche haben, Pancakes zum Frühstück, Musik machen, Acroyoga, mich im Bouldern versuchen und Tempel besuchen.




Hampi wirkt wie eine andere Welt und ich musste wieder einmal feststellen, wie gut es mir tut in der Natur zu sein. An Orten wie diesen ist Indien durch und durch magisch.
Dort habe ich auch Lluna - meine Tattooartistin des Vertrauens - kennengelernt und sie gerade deswegen später in Goa nochmal getroffen.
Und schon hatte mich Indien voll und ganz wieder und ich entschied mich mit Joseph als Reisepartner weiterzuziehen.
Für die Fastenzeit haben wir uns gemeinsam vorgenommen auf Zucker zu verzichten und jeden Tag Yoga zu machen.

Nach Hampi ging es also nach Anantapur 
(Andhra Pradesh) - einer der ärmsten Regionen Indiens - und ich bekam als Besucherin Einblick in die erstaunlich große soziale Hilfsorganisation Vincente Ferrer. Unzählige Einrichtungen und Initiativen sind dort durch viel Engagement in den letzten fünfzig Jahren entstanden. 



Angefangen hat alles ganz klein und unscheinbar. Drei Freunde, eine Vision und keine finanziellen Mittel. Diese Entwicklung hat mich stark beeindruckt und die Hospitationen in den Einrichtungen waren für mich sehr rührend.
Gekostet hat das ganze übrigens keine einzige Rupie. Witzig und zugleich etwas strange ist, dass dort alle Inder spanisch sprechen, was meine Motivation spanisch für weitere Reisen zu lernen kurzfristig mal erhöht hat.

Danach ging es für mich also nach Goa, um Lluna zu treffen und ein paar Tage später traf ich Joseph wieder und wir verbrachten noch einen Tag an der Küste bevor wir uns in den Norden nach Rajasthan aufmachten.



Zwei Tage dauerte die Busfahrt nach Pushkar zum Holi Festival, unterkommen könnten wir in Amit`s Häuschen auf dem Land. Also machten wir uns auf die Suche nach Amit`s Vater, am einfachsten zu finden wäre er, wenn wir auf Hindi nach 52 Ziegen fragen. Gesagt, getan und es hat auch geklappt. Wir trafen Captain Ramu in seinem “Kamelsafariladen“ und nach einem Plausch bei Chai wurden wir bei ihm zuhause mit Chapati, Curry und noch mehr Chai versorgt. 



Danach vermietete er uns seinen Roller und führte uns zu unserem neuen Zuhause auf Zeit.






Ohne fließend Wasser, das stille Örtchen und das Badezimmer seperat im Vorgarten, eine Feuerstelle zum Kochen und superliebe Nachbarn.
Nun kann ich auch wahrgaftig nachvollziehen, wie es ist wirklich Wasser zu sparen und sich nach Regen zu sehnen.
Das trockene Wetter dort hat mir nämlich ziemlich zugesetzt, doch Holi war sehr eindrucksvoll und auch verrückt. Deswegen brauchte ich tatsächlich eine gewisse Zeit, um zu regenerieren.







Genossen habe ich Pushkar vor allem zur Dämmerung an den Ghats bei Spaziergängen. Auch die Jamsessions am Sunsetpoint mit Blick auf verschiedenste Straßenkünstler hatten definitiv was für sich. In Worte fassen kann ich die Atmosphäre dort kaum. Friedlich, ruhig und basal trifft es vielleicht noch am Besten. Eine heilige Stadt eben...






Zu guter Letzt unternahmen wir noch mit Captain Ramu und dem Kamel Ali Baba eine Safari zu einem Sadhu in der Wüste.

Kurze Pause mit frischem Ziegenmilchchai


Dort befand sich die Grabstätte eines Baba`s, der 130 Jahre alt wurde.
Zusammen mit dem “Nachfolgebaba“ und seinem Freund, dem Gärtner der Tempelstätte bereiteten wir Reis und Curry zu und hatten einen wunderbar entspannt-friedlichen und obendrein musikalischen Nachmittag.






Am nächsten Ort in Jodhpur erschien mir die warme Dusche geradezu wie eine Wellnessbehandlung.
Eine wunderschöne Stadt, die mit ihrer beeindruckenden Festung, den vielen blauen Häusern und den schnurrbart- und turbantragenden Männern einen sehr royalen Charm hat.


Weiter gen Westen an der Grenze zu Pakistan im heißen Jaisalmer, entschied ich mich dann endlich, wie ich meine vorerst letzten Wochen im Ausland verbringen möchte.
Das war auch wirklich schon überfällig, denn zumindest einen groben und relativ fixen Plan für die nahe Zukunft zu haben stillt mein langsam aufkommendes Sicherheitsbedürfnis im Mindestmaß.
Immer wieder habe ich hin und her überlegt, ob ich noch nach Nepal soll, ob ich trotz des Geldmangels doch wie geplant in Indien eine Yogalehrerausbildung machen soll oder statt dessen in einen Ashram, oder doch ganz wo anders hin... Die Tage zogen ins Land und die Zeit wurde visabedingt (gültig bis 31.03.) zumindest für Indien immer knapper.
Fast überall, wo ich hinkomme und hinkam, will ich länger bleiben, mich häuslich einrichten und ich merke, dass ich mittlerweile auch wieder ein Bedürfnis nach Kontinuität, oder nach irgendeiner Konstante habe.
Im Hier und Jetzt leben ist deswegen in der letzten Zeit wieder viel mehr zur Herausforderung geworden, zumal für die Zukunft so vieles offen ist. 
Ideen und Möglichkeiten gibt es ja noch und nöcher und ich versuche nicht so viel darüber nachzudenken, wie ich mein Leben nun bald in Deutschland weiter gestalte.
Doch es kommt eh alles wie es kommt, ich nehm es - nach einer kurzen Sinnkrise - wieder gelassen und bin trotzdem schon gespannt, was sich so ergibt und wofür ich mich in jeglicher Hinsicht entscheiden werde.



Dreimal dürft ihr raten, wo ich meine letzte Woche in Indien nach ca. 30 Std. Zugfahrt verbracht habe. ;)
...Im guten, alten Rishikesh. Ich kann kaum glauben, dass es fast ein Jahr her ist, seit ich meine Reise genau dort begonnen habe.
Nun heißt es wieder einmal loslassen, Abschied nehmen und auf die Zukunft zu vertrauen.

Ich fühle mich letztendlich auch bereit, ein weiteres Kapitel aufzuschlagen.
Jetzt geht es erst einmal zurück nach Europa.
Der Flug nach Madrid war günstig und so werde ich noch ein paar Wochen die Kälte meiden und gleichzeitig Spanisch lernen.

Wieder auf ins Ungewisse... zusammen mit meinem neuen Wegbegleiter, der etwas treudoof drein schauenden und freudestiftenden Ukulele Iwan :)



Schon bald komm ich wieder zurück, verrückt.
Ich freue mich jetzt schon unglaublich auf Euch!

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